Wir Zisterzienser benennen unsnach dem ersten Kloster, das in „Cistercium“ in Frankreich im Jahre 1098 gegründet wurde. Auf französisch heißt dieser Ort heute „Citeaux“. Die Zisterzienser sind benediktinische Mönche, d. h. wir leben nach der Regel des heiligen Benedikt. Unser großer Ordensvater – aber nicht unser Gründer – ist der heilige Bernhard von Clairvaux (1090-1153).
Wir Mönche von Heiligenkreuz sind Zisterzienser dieses ursprünglichen Ordens, die Abkürzung unseres Ordensnamens ist „OCist“, das bedeutet „Ordo Cisterciensis“. Charakteristisch ist das schwarz-weiße Ordensgewand, das der Überlieferung nach die Gottesmutter Maria persönlich dem 2. Abt von Citeaux, dem hl. Alberich, übergeben hat.
In Österreich gibt es besonders viele Zisterzienserklöster, die über die Jahrhunderte erhalten blieben. Den Zisterzienserorden gibt es weltweit. Informationen dazu im Generalatshaus des Zisterzienserordens:
Casa Generalizia dell’Ordine Cistercense
Piazza del Tempio di Diana 14
00153 Roma, Italia
Unser Orden ist schon alt, so sind es auch die meisten unserer Klöster. Einen guten Überblick über weltweiten Zisterzienserorden gibt es auf der Homepage des Ordens unter www.ocist.org/elencus.htm.
Während in anderen Ländern im Laufe der Jahrhunderte viele Zisterzienserklöster aufgehoben oder zerstört wurden, wurde Österreich von der Französischen Revolution oder einer deutschen Säkularisation verschont! Auch Türkenbedrohung 1683 und Naziterror gingen vorüber. Deshalb gibt es in Österreich besonders viele Zisterzienserklöster!
Zisterzienserabtei Stift Rein (Steiermark)
Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz (Niederösterreich)
Zisterzienserabtei Stift Zwettl (Niederösterreich)
Zisterzienserabtei Stift Wilhering (Oberösterreich)
Zisterzienserabtei Stift Lilienfeld (Niederösterreich)
Zisterzienserabtei Stift Schlierbach (Oberösterreich)
Zisterzienserpriorat Stift Hohenfurt (Böhmen)
Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau (Vorarlberg)
Zisterzienserabtei Stift Stams (Tirol)
Zisterzienserinnenabtei Mariastern-Gwiggen (Vorarlberg)
Zisterzienserinnenabtei Marienkron (Burgenland)
Zisterzienserinnenabtei Marienfeld (Niederösterreich)
Die beeindruckendste Bewegung des mittelalterlichen Mönchtums war der gewaltige, zentralistisch regierte Klosterverband von Cluny, dem seit Anfang des 10. Jahrhunderts als Reform des Benediktinertums große Bedeutung für die ganze Kirche zukam. Doch der Gefahr, der Tradition zuliebe im Alten zu erstarren und sich nicht geänderten Zeitverhältnissen anzupassen, waren auch die Cluniazenser im 11. Jahrhundert ausgesetzt. So entstanden zahlreiche Versuche, das cluniazensische Mönchtum zu reformieren.
Männer wie Robert von Molesme (1028-1111) waren abgestoßen von der Vernachlässigung der Handarbeit und dem Mangel an Armut und Einfachheit. Als Abt des Klosters Molesme versucht er gemäß seinen Idealen eine strengere Beobachtung der Regel Benedikts einzuführen. Dabei findet er zwar die Unterstützung des Priors Alberich, stößt jedoch beim Großteil der Mönche auf heftigen Widerstand.
Die Auseinandersetzungen enden damit, dass Robert mit einer kleinen Gruppe von reformwilligen Mitbrüdern von Molesme wegzieht, um in einem abgeschiedenen Sumpfgebiet nahe bei Dijon ein neues Kloster zu gründen. Dieses Klösterchen trägt den Namen Cîteaux, lateinisch Cistercium. Davon leitet sich dann später der Name „Zisterzienser“ ab. Am Fest des heiligen Benedikt, nach dessen Regel sich die kleine Gruppe ohne Abstriche zu leben vornimmt, beginnt das strenge klösterliche Leben. Robert kann jedoch nicht lange bleiben. Die Klostergemeinschaft in Molesme will ihren Abt zurück, und die Mönche erwirken sogar einen päpstlichen Befehl. So kehrt der Gründerabt von Cîteaux bereits 1099 wieder nach Molesme zurück.
In Cîteaux wird der bisherige Prior Alberich Nachfolger von Robert als Abt. Die Forderungen des Novum Monasterium, des Neuen Klosters sind: Lebensorientierung an der Benediktsregel, Erwerb des Lebensunterhalts durch eigene Arbeit, Verzicht auf die Annahme von Schenkungen kultivierter Liegenschaften, um nicht reich zu werden, und strenge Abgeschiedenheit. Zum Unterschied zu den Benediktinern führt Alberich ein neues Gewand ein: ungebleichten, grauen Stoff. Daher werden die Mönche von Cîteaux bald die „grauen Mönche“ genannt. Später wird sich diese Kleidung wandeln zu einem weißen Habit mit schwarzem Skapulier – das ist eine Art Schürze – und schwarzer Kapuze, dazu als Chorgewand eine weiße Kukulle mit weiten Ärmeln.
Als Abt Alberich am 26. Jänner 1108 stirbt, wird Stephan Harding († 1134) zum Nachfolger gewählt. Stephan entstammt angelsächsischem Adel. Von England aus hatte er um 1085 eine Pilgerreise nach Rom unternommen und nahm auf der Rückreise Aufenthalt im Kloster Molesme. Dort ereilte ihn der Ruf Gottes, und er nahm das Ordensgewand. Die große Bildung und der Weitblick Stephans waren ein Segen für das kleine Kloster. Stephan versuchte eine authentische Ausgabe der Ambrosianischen Hymnen und der gesamten Heiligen Schrift herauszugeben. Doch trotz der hervorragenden Leitung des Neuen Klosters durch die drei Äbte Robert, Alberich und Stephan, die heute als Väter des Ordens verehrt werden, wäre Cîteaux eines von vielen unbedeutenden Reformklöstern der damaligen Zeit geblieben, wäre nicht etwas Unvorhersehbares geschehen.
Die Strenge, der sich die aus wohlhabenden, oft adeligen Kreisen stammenden Männer aller Altersstufen hier aussetzen, beeindruckt: sie tragen einfachste Kleidung aus rauer Wolle, begnügen sich mit bescheidener Nahrung: Fleisch, Fisch, Eier, Weißbrot, Butter und Käse werden nicht gegessen. Außer Salz gibt es keine Gewürze. In den arbeitsreichen Monaten des Sommers gibt es zwei tägliche Mahlzeiten, meist Kohl, Bohnen, Hirsebrei oder trockenes Schwarzbrot. Vom 15. September an über den ganzen Winter bis Ostern wird nur eine tägliche Mahlzeit eingenommen. Als einmal das Mehl ausgeht, begnügen sich die Mönche anstandslos mit gekochten Buchenblättern.
Alle schlafen in einem ungeheizten Dormitorium auf hölzernen Planken nebeneinander. Habit und Gürtel werden beim Schlafen nicht abgelegt, um jederzeit für das Gebet bereit zu sein, welches gemäß der Benediktsregel schon um zwei Uhr morgens beginnt und siebenmal am Tag die harte Arbeit unterbricht. Die Mönche verzichten auf die Arbeitsleistung von Untergebenen und Leibeigenen, wie dies in den Klöstern von Cluny üblich ist: sie arbeiten mit ihren eigenen Händen. Ihre Kirchen bauen sie entsprechend ihrer harten und nüchternen Lebensweise: eine ausgewogene zum Himmel strebende Architektur ohne Verzierungen, Bilder und Ornamente. Der Alltag des Zisterziensermönches ist mit Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung ausgefüllt. Aus heutiger Sicht lässt sich die Härte des einstigen Beginns nur im Licht der angestrebten vollkommenen Teilnahme am Erlösungsleiden Christi (vgl. RB Prolog 50) verstehen.
Brunnenhaus Außenansicht
Unter dem maßgeblichen Einfluss des heiligen Bernhard, der am 18. Mai 1113 die Gelübde ablegt, erfolgen von Cîteaux aus die ersten Neugründungen, alle in Frankreich: La Ferté 1113, Pontigny 1114, Clairvaux 1115, dem Bernhard als Abt vorsteht, sowie im selben Jahr Morimond. Diese vier ersten Gründungen, auch Primarabteien genannt, bilden mit dem Mutterkloster Cistercium den Kern des neuen Ordens. Der Orden breitet sich rasch aus, Berufungen strömen in die Klöster, Bischöfe und Fürsten bitten um die Gründung von Zisterzienserklöstern in ihren Territorien. Alle Kirchen des neuen Ordens werden der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter geweiht und feiern ihr Patrozinium am 15. August. Als Bernhard nach einem langen und aufreibenden Leben 1153 in Clairvaux stirbt, zählt man bereits 343 Zisterzienserklöster in ganz Europa.
Diese erfreuliche Ausbreitung hätte nicht stattfinden können, wäre sie nicht verbunden gewesen mit einer klugen Gesetzgebung. Abt Stephan Harding legte in seiner Carta caritatis (Gesetz der Liebe) den organisatorischen Grundstein für den Zusammenhalt der Klöster in einem einheitlichen Orden. Nach dem „Gesetz der Liebe“ sind die Klöster durch das Prinzip der Filiation, der „Tochterschaft“, miteinander verbunden. Das heißt, dass die Mutterabtei, von der eine Gründung ausgegangen ist, durch jährliche Visitation die Tochterabtei kontrolliert, ob sie die zisterziensischen Gebräuche regeltreu einhält. Außerdem findet alljährlich am 14. September, dem Fest Kreuzerhöhung, in Cîteaux ein Generalkapitel statt, das ist eine Generalversammlung aller Äbte des Ordens. Zudem soll die Einheit des Ordens in der Treue zur Benediktsregel durch einheitlichen Bau der Klosteranlage, durch einheitlichen Kirchenbau, durch Einheit in den liturgischen Gebräuchen und Geräten, durch Einheit im Choralgesang usw. gewährleistet sein.
Ihre rechte Gesinnung, ihre gewaltigen ökonomischen und technischen Leistungen, ihre Anspruchslosigkeit und ihr Eifer für Gott machen die Zisterzienser bald überaus beliebt, man bietet ihnen gern Land für Niederlassungen an. So wurden im Gebiet des heutigen Österreich noch zu Lebzeiten des heiligen Bernhard die Klöster Rein (1129), Heiligenkreuz (1133), Zwettl (1138), Viktring (1142, heute aufgelöst), Baumgartenberg (1142, heute aufgelöst) und Wilhering (1146) gegründet.
Im Laufe der vielen Jahrhunderte, die seither vergangen sind, haben sich die Ideale der Urzeit des Zisterzienserordens gewandelt. Vieles, was damals getan wurde, ist heute nicht möglich; vieles, was heute in den Klöstern getan wird, war damals nicht möglich. Tempora mutantur! Die Zeiten ändern sich, – und noch mehr die Menschen. Aber wir sind dankbar für ein so langes Wirken des Geistes Gottes, und wir vergessen dabei nicht, immer wieder im Gebet die kraftvolle Dynamik des Anfangs und die Begeisterung für das benediktinische Ideal zu erbitten.