Der Vatikan stärkt den Pfarrern den Rücken und schützt die Laien vor Klerikalisierung. Am Hochfest Peter und Paul hat die Kleruskongregation, die von Papst Franziskus approbierte Instruktion: "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst der missionarischen Kirche" veröffentlicht. Diese neue Instruktion der Kleruskongregation gibt Antworten zu Strukturreformen, die in vielen Diözesen angestrebt werden, zur letztverantwortlichen Gemeindeleitung durch Priester und zur notwendigen und erwünschten Zusammenarbeit des Pfarrers mit allen Gläubigen und geschultem Personal in Bereichen der Vermögensverwaltung, der Gemeindekatechese und Caritas.
Papst Franziskus bezeichnet bereits in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" (2013) an die Bischöfe, Priester, Diakone, die Personen geweihten Lebens und die christgläubigen Laien die Pfarre als
"keine hinfällige Struktur; gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt... verschiedene Formen anzunehmen, die die innere Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern." (EG Nr. 28)
Die Aufgabe des Bischofs ist es "immer das missionarische Miteinander in seiner Diözese zu fördern, indem er das Ideal der ersten christlichen Gemeinden verfolgt, in denen die Gläubigen ein Herz und eine Seele waren (vgl. Apg 4,32). Darum wird er sich bisweilen an die Spitze stellen, um den Weg anzuzeigen und die Hoffnung des Volkes aufrecht zu erhalten, andere Male wird er einfach inmitten aller sein mit seiner schlichten und barmherzigen Nähe, und bei einigen Gelegenheiten wird er hinter dem Volk hergehen, um denen zu helfen, die zurückgeblieben sind, und - vor allem - weil die Herde selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden." (EG Nr. 31)
Papst Franziskus schlägt vor: " Wenn uns etwas in heilige Unruhe versetzen und unser Gewissen beunruhigen muss, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne Hoffnung auf Sinn und Leben. Ich hoffe, dass uns mehr als die Angst, einen Fehler zu begehen, die Furcht davor bewegt, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen trügerischen Schutz gewähren, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos sagt: ' Gebt ihr ihnen zu essen!' (Mk 6,37)" (EG Nr. 49)
Sicher hätte uns in Österreich und Deutschland diese neue Vatikanische Instruktion der Kleruskongregation bereits vor einigen Jahren bei geplanten und laufenden Strukturrefomen gute Dienste und einen wesentlichen Beitrag, den Priesterberuf und die Kirche wieder attraktiv zu machen, geleistet.
Denn, ehrlich, warum sollte ein junger Mann heutzutage sein Leben hingeben, Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam geloben, wenn er dann als Pfarrer durch weiträumige Großpfarren rasen soll? Im Dienst des Priesters beim Aufbau der Kirche geht es nicht um das Machen. Es geht viel mehr um die glaubhafte Darstellung des Tuns Christi in der Verkündigung des Wortes Gottes, in der würdigen Feier der Eucharistie und den übrigen Sakramenten, in der Diakonie, in der Katechese, im Bemühen um Gemeinschaftlichkeit und wirkliche Präsenz und Nähe zu den Menschen, auch in der Weise der persönlichen Lebensführung, damit die Sendung auch im Heute fruchtbar werden kann. Das II Vatikanische Konzil gibt in "Lumen Gentium" Wegweisung zur geforderten Neubesinnung auf das Wesentliche des neutestamentlichen Priestertums.
Im Folgenden einige wichtige Präzisierungen aus der neuen Instruktion (Instr.):
Im Prozess der Erneuerung und der Neuordnung, den die Gemeinden durchlaufen, "muss die Pfarrei die Gefahr vermeiden, einer exzessiven Bürokratie und Servicementalität zu verfallen, die nicht die Dynamik der Evangelisierung, sondern das Kriterium des Selbsterhalts aufweisen." (Instr. Nr. 34) Eine Kirche, die nur noch um sich selbst kreist, dient niemand.
" Die Sendung, die die Pfarrei als pulsierendes Zentrum der Evangelisierung hat, betreffe das ganze Volk Gottes in seinen verschiedenen Teilen: die Priester, die Diakone, die Gottgeweihten, die Gläubigen, alle gemäß ihren Charismen und der entsprechenden Verantwortung. Da sind zum einen die
Zusammenschlüsse von Pfarreien. Sie können föderativ erfolgen, auf diese Weise würden die zusammengeschlossenen Pfarreien ihre unterschiedliche Identität bewahren" (Instr. Nr. 47) wie zum Beispiel nach der Seelsorgeraumordnung der Erzdiözese Wien (2012).
Bei allen Veränderungsprozessen ist es bedeutsam Traumata und Verletzungen zu vermeiden, die Neuorganisation und manchmal auch der Diözesen flexibel und behutsam durchzuführen. Um Demotivierung, Irritation und Frustration zu vermeiden darf man "nichts 'überstürzen' und Reformen nicht zu eilig und mit 'am grünen Tisch' erarbeiteten allgemeinen Kriterien durchführen wollen und dabei die konkreten Bewohner eines Gebietes vergessen. Jedes Projekt muss die konkreten Umstände einer Gemeinde berücksichtigen und ohne Traumata mit einer vorausgehenden Phase der Beratung, einer Phase der schrittweisen Verwirklichung und der Überprüfung durchgeführt werden." (Instr. Nr. 36)
Laut der Instruktion, die bestehendes katholisches Recht nochmals organisch zusammenfasst und erklärt, kann kein Laie den Pfarrer bei der Gemeindeleitung ersetzen. Das Amt des Pfarrers könne "nicht einer aus Klerikern und Laien bestehenden Gruppe übertragen werden." (Instr. Nr.
66) Wenn der Pfarrer ernannt worden sei, bleibe er "mit allen Rechten und mit der gesamten Verantwortung im vollen Besitz der ihm anvertrauten Funktionen, bis er sein pastorales Amt rechtmäßig beendet hat." (Instr. Nr. 71) In bestimmten pastoralen Situationen kann der Pfarrer Diakone, Gottgeweihte oder Laien an der Ausübung der Hirtensorge beteiligen. Dann bleibt aber der Priester "Moderator der Hirtensorge" und ausschließlich "ihm kommen die Vollmachten und die Funktionen des Pfarrers mit den entsprechenden Pflichten und Rechten zu, obwohl er dieses Amt nicht innehat." (Instr. Nr. 88) Wegen ihres Hirtendienstes seien Pfarrer und andere Priester zusammen mit dem Bischof "an erster Stelle der grundlegende Bezugspunkt für die Pfarrgemeinde", betont die Instruktion und erinnert daran, "dass der Pfarrer der Pfarrei dient und nicht umgekehrt sie ihm." (Instr. Nr. 69)
Unter anderem gelte es, "Vorgehensweisen und Modelle zu fördern, durch die alle Getauften kraft der Gabe des Heiligen Geistes und der empfangenen Charismen sich aktiv, dem Stil und der Weise einer organischen Gemeinschaft entsprechend" (Instr. Nr. 38) einbringen können.
Die neue Instruktion präzisiert "das Thema der Erneuerung der Pfarrei im missionarischen Sinn" und fordert auf "mit Kreativität Wege und neue Instrumente erproben zu können, die es ihr erlauben, ihrer erstrangigen Aufgabe zu entsprechen, d.h. ein pulsierendes Zentrum der Evangelisierung zu sein" (Instr. Nr. 122)
Über die Betonung einer solchen Erneuerung hinaus, "legt deshalb das vorliegende Dokument eine Anwendungsweise der kanonischen Normen vor, die die Möglichkeiten, die Grenzen, die Rechte und die Pflichten der Hirten und der Laien festlegt, damit die Pfarrei sich selbst wieder als grundlegenden Ort der Verkündigung des Evangeliums, der Feier der Eucharistie, als Raum der Geschwisterlichkeit und der Caritas entdeckt, von dem aus das Zeugnis des christlichen Glaubens in die Welt ausstrahlt." (Instr. Nr. 123)
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